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Patas arriba

(Dieser Beitrag ist auch am 17.3.2010 im deutschen PokerStars Blog erschienen.)

Anders als die meisten Pokerspieler bin ich nicht mit der Maus in der Hand sondern im Live Game aufgewachsen, noch dazu in einer sehr speziellen Variante: 7-Card Stud, gespielt als Potlimit (PL).

Bis heute sind mir die etwas ungewöhnlichen, oder sagen wir mal „nicht so angesagten“ Spiele die Liebsten. Texas Hold’em ist eine feine Sache, ein tolles Spiel und es macht mir Spaß. Wenn ich allerdings die Wahl habe zwischen einem 8-Game oder Hold’em-only nehme ich lieber ersteres.

Als Poker so etwa 2005 in Deutschland immer populärer wurde änderte sich auch unsere reguläre Live-Runde in Hamburg. Poker war in aller Munde, allerdings verbanden die Menschen in Deutschland das Wort Poker ausschließlich mit Texas Hold’em.

Mein Casino freute sich über den regen Zulauf der neuen jungen Generation und fing an Hold’em-Tische anzubieten, allerdings vorerst im bekannten PL-Format. Das Spiel wurde mit Blinds 5-10 oder 10-20 gespielt, ähnliche Table Stacks wie vorher beim Stud. In anderen Casinos, wie z.B. Schenefeld, wurde es auch als Fixed-Limit angeboten.

Den meisten „alt Eingesessenen“ war allerdings PL Hold’em schnell zu langweilig. Immer mehr wurden Mixed-Game-Runden gespielt aus PL Stud, PL Holdem und nach einiger Zeit PL Omaha. Relativ schnell landeten wir ausschließlich beim PLO, welches bis heute die gängige Variante in den höheren Limits in der Spielbank Hamburg ist.

Wie man unschwer erkennen kann, sind wir Hamburger dem PL treu geblieben.

Man hat bei dieser Einsatzstruktur einfach „mehr Platz“ um Poker zu spielen. Selten kann man sich, im Gegensatz zum NLHE, auch mal mit einem Pre- oder Postflop „All-in“ retten. Wir nennen das manchmal scherzhaft das „Keine-Kopfschmerzen-mehr-Poker“.

Beim PLO muss man in den meisten Fällen das Board zu Ende spielen und seine Entscheidungen auf dem Weg immer wieder überdenken. Oftmals gegen mehr Gegner als beim NLHE, die naturgemäß auch noch alle unterschiedlich einzusortieren sind. Die Denkprozesse in einer Hand sind umfangreicher und anspruchsvoller.

Selbst online habe ich bis vor kurzem an fast nur „non-populären“ Spielen teilgenommen: Omaha8, Stud in allen Varianten, 2-7 Lowball und Badugi, um nur einige zu nennen. Das ist das Schöne an PokerStars: Zu jeder Zeit findet man jedes erdenkliche Spiel.

Hold’em online zu multitablen hat mich bisher fast nur am Rande interessiert, doch dieses Jahr wird sich das ein wenig ändern.

Ich habe angefangen Poker zu spielen, als dies noch eine gesellschaftliche Randgruppenerscheinung war. Als Poker dann boomte, spielten fast alle NL-Hold’em – ich spielte Stud und PLO. Als ich ein Bracelet im Razz gewonnen habe, wusste kaum einer was das überhaupt ist. Kurzum: Als jeder bei PokerStars Hold’em online multi-getabled hat, saß ich am Live-Single-Table in irgendeiner „komischen“ Variante.

„Patas arriba“ sagt der Spanier.

Heute haben viele „komische“ Varianten auf einmal großen Zulauf, obwohl sie nicht oder nur schwer multitable-fähig sind. Und fast jeder eingesessene „Online Multi-Table Grinder“ ist heiß auf den Single-Live-Tisch. Bei der PCA wurden dieses Jahr insgesamt 15 „Non-Holdem“-Turniere ausgeschrieben, sogar für das gute alte 5-Card Draw hatten sich ein paar Spieler gefunden. Der Trend geht ganz klar in Richtung Poker in allen Variationen und nicht nur Holdem.

Alle Welt kommt mittlerweile vom Online Poker zum Live-Game und ich entschließe mich gerade sehr viel mehr und ausgiebig online zu spielen und auch noch Holdem. Mein Leben verläuft anscheinend gerne antizyklisch.

Dazu muss ich mich als alter Singletable-Spieler ganz schön umstellen. Nicht nur rein technisch, sondern auch im Kopf. Poker ist in dieser Phase für mich, zumindest wenn ich viele Tische Hold’em spiele, nicht mehr Poker wie ich es kenne und eigentlich liebe, sondern eher etwas langweilig. Statt Live-Reads gibt’s jetzt fast nur schnelle mathematische Entscheidungen. Es ist fast so aufregend wie Buchhaltung machen. Oder Ablage.

Die gute Nachricht ist: Ich konnte shoppen. Zwar nur im Technikmarkt, aber immerhin. Männer müssen verstehen, dass das Shoppen für die meisten Frauen im Technikmarkt etwa so aufregend ist, als wenn Kerle 3 Stunden in einem Schuhladen verbringen dürfen.

Jetzt bin ich ausgestattet mit Hold’em Manager, Table Ninja, genügend Bildschirmen und dem N52TE. Die Anschaffung der advanced Technik hat schon mal geklappt. Die Ausstattung meines Kopfes in Verbindung mit derjenigen ist allerdings noch ausbaufähig. Neulich bin ich, oder vielmehr Herr Table Ninja, ausversehen in einem Turnier in der 1. Hand mit 200BB aus dem SB all-in gegangen. Schade, J4o war teuer. Vielleicht habe ich den Bon ja noch zum Umtauschen.

Chatten am Tisch geht nicht mehr. Also nicht böse sein, wenn ich nicht antworte. Ich sehe es einfach nicht. Zudem habe ich den Observer Chat meistens komplett ausgeschaltet, weil ich mich nämlich darauf konzentrieren muss, dass der N52TE keinen größerem Unsinn macht.

Aber damit es mir nicht zu technisch wird, spiele ich dann doch zwischendurch mein geliebtes Single-Table-Live-Game. Sei es nun in einem Turnier oder aber Cashgame in diversen Spielbanken.

Spaß muss schließlich sein.

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